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Section: Archivierung

: Archivierung

Wie ersichtlich wurde bleiben noch einige offene Fragen in Bezug auf die Archivierung von Daten bestehen. So ist die Problematik des Urheberrechts und Eigentums von qualitativen Forschungsdaten juristisch und rechtlich in Deutschland bis dato noch gänzlich ungeklärt:

  • Wem gehören Daten, wenn diese meist in Kollaboration, anhand sozialer Beziehungen und im kommunikativen Austausch gewonnen werden? Und wer bestimmt den genauen weiteren Umgang mit diesen? Müssen Forschungsteilnehmer*innen über jeden weiteren Gebrauch ihrer Aussagen rückwirkend informiert werden und ist dies nach dem Zeitpunkt der Datenerhebung überhaupt noch möglich?
  •  Auch der Aspekt der Mehrsprachigkeit in Archiven ist ein zentrales und bisher ungelöstes Problem. Denn gerade Anthropolog*innen dokumentieren im Feld oft in mehreren Sprachen, was für die Archivierung- und Nachnutzungsmöglichkeiten enorm herausfordernd ist: In welcher Sprache soll archiviert werden? In der Muttersprache des/der Forschenden? In der Sprache der untersuchten Region (also für die Forschungsteilnehmenden)? Dies würde voraussetzen, dass es entsprechende lokale Repositorien gibt. Oder soll in Englisch als internationaler Wissenschaftssprache archiviert werden? In jedem Fall wäre ein erheblicher Übersetzungsaufwand erforderlich, der mit enormen finanziellen und zeitlichen Kosten verbunden wäre.
  • Eine kaum zu lösende Frage betrifft das implizite körper- und erinnerungsbasierte Wissen des/der Forschenden. Lässt sich dieses übersetzen oder kontextualisieren?

Diese Fragen und die zuvor beschriebenen Prozesse beachtend, schließen wir, dass die Archivierung jeder forschenden Person selbst zu überlassen ist und nicht förderrelevant sein sollte. Außerdem sollte sie bereits in das methodische Vorgehen integriert werden und in enger Zusammenarbeit mit Forschungsteilnehmer*innen erfolgen. Zentrale Aspekte, die es zu fokussieren gilt sind: 1) die Kuration von Daten und die Einteilung in Datengenres bereits während der Datenerhebung, 2) die Fragestellung der zu adressierten Öffentlichkeit in dieser kuratierten Auswahl und 3) der infrastrukturelle Ausbau bereits bestehender, bzw. Neubau von qualitativen Datenbanken, die auf ethische Fragen und Dilemmata reagieren. Wenn sich diese drei Punkte in die Praxis umsetzen lassen und theoretisch und technisch weiterentwickeln, ist der Weg hin zu einer erfolgreichen Archivierung von gezielt qualitativen Daten geebnet.