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Offene Fragen:
- Inwiefern können fiktionalisierte und verfremdete Daten noch einer Qualitätssicherung und Überprüfung unterzogen werden und wie viele aussagekräftige Argumente gehen verloren? „Wie müssten wir fiktionalisieren, damit wir die Personen wirklich schützen können und was ist dann mit diesen Daten noch sinnvollerweise anzufangen?“ (Behrends et. al., 2022, pp. 7).
- In welchem Verhältnis steht der zeitliche und finanzielle Aufwand einer kompletten Anonymisierung in Bezug auf den Mehrwert der Offenlegung der Daten? Lohnt es sich bei jedem Thema?
- Lässt sich immer schon vorausschauend entscheiden welche Informationen sich in Zukunft als risikobehaftet für Forschungsteilnehmende erweisen? „Wir wissen nicht, ob man in zwanzig Jahren die Anonymisierungsstrategien jetzt zurückrechnen kann und […] was für Informationen aus meinem Feld möglicherweise später politisch nutzbar gemacht werden können“ (Behrends et. al., 2022, p. 8).
- Absolute Anonymität kann in vielen Fällen nicht gewährleistet werden, denn oft kann „die Gesamtstruktur persönlicher Angaben selbst, d.h. ihr individuell spezifischer Zusammenhang z.B. im Rahmen der Rekonstruktion einer individuellen Biografie trotz Anonymisierung der Detailinformationen zumindest theoretisch eine Re-Identifikation ermöglichen“ (Kretzer, 2013, p. 3). Wie kann damit umgegangen werden?
- Auch muss bedacht werden, dass durch behördlich erteilte und archivierte Forschungsgenehmigungen die Identität sowie die Forschungsorte von Ethnograph*innen rekonstruiert werden können. Wie sicher sind dann Pseudonymisierungsstrategien? Sind Pseudonymisierung und Anonymisierung eine Illusion?
- Daraus ergibt sich die allgemeine Frage: Wie sinnvoll und fruchtbar ist das Konzept des Open Science Movement in den qualitativ arbeitenden Fächern?
