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Forschende in den ethnographisch arbeitenden Fächern müssen sich grundsätzlich mit Fragen der Pseudonymisierung auseinandersetzen, da „qualitativ Forschende sich in ihrem Erkenntnisinteresse i. d. R. auf sensible Themenbereiche beziehen, die aus der subjektiven Sicht von Befragten rekonstruiert werden. Damit stehen genau die individuellen Bezüge, Institutionen, Organisationen und Dritten in aller Fülle im Mittelpunkt der Forschung“ (Kretzer, 2013, p. 2).
Eine in der Sozial- und Kulturanthropologie gängige Praxis besteht darin, bei der Niederschrift von Forschungsergebnissen die jeweiligen Eigennamen durch Pseudonyme zu ersetzen, also aus Marta z. B. Barbara zu machen und soweit als nötig auch andere Identifikationsmerkmale zu verändern. Allerdings ist Letzteres nicht immer ohne weiteres möglich: So kann z. B. nicht immer die Bezeichnung eines bedeutenden Amtes ersetzt oder weggelassen werden, mit der Nennung des Amtes ist aber dann auch der/die jeweilige Amtsinhaber*in zum Forschungszeitpunkt rekonstruierbar.
Das Forschungsdatenzentrum Qualiservice bietet verschiedene Vorschläge und Hilfsmittel an:
1) Verschiedene Softwaretools zur Anonymisierung sowie Pseudonymisierung (z. B. IQDA Qualitative Data Anonymizer, QualAnon oder eAnonymizer), die Daten wie transkribierte Interviews bereits in ihrer Entstehung maschinell pseudonymisieren. Dabei wird betont, dass lediglich Ausschnitte von Interviews in pseudonymisierter Form veröffentlicht werden sollten, damit komplette Gesamtzusammenhänge von Dritten nicht nachvollzogen werden können.
2) Das Erstellen von Fiktionalisierungsszenarien, bei denen Informationen so verändert werden, dass das Original nicht erkannt wird.
Bei Prozessen der Pseudonymisierung gilt es, stets eine „praktikable Balance zwischen Forschungszweck und Schutzbedürfnis des Befragten herzustellen“ (Kretzer, 2013, p. 3). Trotz allem bleiben einige Fragen offen.
